Luftfrachtaffine Güter

Nicht jedes Gut ist per se für den Flugzeugtransport geeignet. Zum einen müssen technische Beschränkungen des Fluggerätes wie Nutzlast, Größe und Form der Transporträume und die Abmessung der Ladetüren eingehalten werden, zum anderen muss der Transport ökonomisch sinnvoll sein. Im direkten Vergleich zu alternativen Verkehrsträgern sind die Frachtkosten der Luftfracht fast immer höher. Offensichtlich können in bestimmten Fällen aber die ergänzenden Leistungs- und Kostenmerkmale der Luftfracht die höheren Transportkosten kompensieren (Becker, 1999, S. 42). Güter für die dieses zutrifft werden auch als luftfrachtaffin bezeichnet. Die Ursache der Luftfrachtaffinität eines Gutes kann dabei durchaus unterschiedlich sein. In den meisten Fällen wird aber die Geschwindigkeit des Transportes das entscheidende Kriterium für den Lufttransport sein. Eine Kategorisierung luftfrachtaffiner Güter erfolgt dabei wie folgt:

 

a)         Notfallsendungen

Zu dieser Gruppe gehören vor allem Ersatzteile zur Vermeidung von Stillstandszeiten oder Hilfsgüter in Katastrophenfällen. Charakteristisch für Notfallsendungen sind ihr ungeplantes Auftreten und ihre hohe Zeitsensitivität. Die Tarife für Notfallsendungen sind typischerweise hoch, da es in derartigen Engpasssituationen i.d.R. keine Alternative zum Flugzeug gibt. Allerdings stellen die unvorhersehbaren Notfallsendungen die Fluggesellschaften auch vor Probleme, da die Kalkulation der vorzuhaltenden Last-Minute-Ladekapazitäten die Einhaltung effizienter Ladefaktoren erschwert (Doganis, 2002, S. 308).

 

b)         Verderbliche Güter

Hierunter sind sowohl Güter mit einer physisch begrenzten Haltbarkeit (z.B. Schnittblumen, Fleisch, Obst und Gemüse) oder Güter mit hohen Transportanforderungen (z.B. lebende Tiere) als auch Güter mit einem marktbedingten schnellen Wertverlust zu verstehen (z.B. Modeartikel, Saisonware und Printmedien). Ebenso wie die Güter der ersten Gruppen sind sie zeitsensitiv, unterscheiden sich aber durch ihr planmäßiges Auftreten bei der die Luftfrachtbeförderung von vornherein beabsichtigt ist (Opgenhoff, 1997, S. 4).

 

c)         planmäßige, nicht-verderbliche Güter

Charakteristisch für nicht-verderbliche Güter ist ihr hohes Wert-Gewicht-Verhältnis.[1] Dies trifft vor allem auf elektrotechnische, feinmechanische, pharmazeutische und optische Erzeugnisse (Computerprozessoren, PCs, Mobiltelefone, Werkzeuge, Medikamente, Kameras etc.), aber auch Kunst- und andere Wertgegenstände zu. Aufgrund der Hochwertigkeit spielen die hohen Frachtraten eine nachgeordnete Rolle. Unter Berücksichtigung der Gesamtkostenminimierung erfolgt vor allem dann eine Entscheidung für das Flugzeug, wenn man die Kosten für Verpackung und Umschlag, Fehlmengenkosten, den Versicherungsaufwand sowie die Kosten für Lagerhaltung und insbesondere die Kapitalbindungskosten miteinbezieht, die aufgrund der spezifischen Verkehrswertigkeit des Flugzeuges vergleichsweise niedrig ausfallen (Ihde, 1991, S. 86). Da das Gesamtkostenprinzip zur Gestaltung optimaler Logistiksysteme zunehmend bedeutsamer wird, hat die so genannte distributive Luftfracht mittlerweile mit etwa 70 % den aufkommensstärksten Anteil an der gesamten Luftfracht (Allaz, 2002, S. 33).

 


[1]           Laut Boeing (2006b, S. 12), besteht eine tendenzielle Affinität zum Luftfrachttransport ab einem Wert-Gewicht-Verhältnis von 16$ pro Kilogramm.