Arten von Luftfrachthubs

Es gibt drei verschiedene Ansätze einen Luftfrachthub zu errichten; diese werden nun im Folgenden etwas näher erläutert werden.

 

Eine klassische Art eines Luftfrachthubs sind die Hubs der Luft­verkehrs­unternehmen, wie beispielsweise der Hub der Deutschen Lufthansa AG am Flughafen in Frankfurt, der sowohl für Passage als auch für Fracht genutzt wird. In einem solchen Hub werden mehrere Zubringerflüge aus den einzelnen Spokes des Netzes umgeschlagen und konsolidiert. Die Deutsche Lufthansa hat gezielt den Hub für Fracht und Passage an einen gemeinsamen Standort gelegt, um somit die in den Passagierflugzeugen verfügbare Belly­­kapazität optimal für die Beförderung von Fracht und Post zu nutzen. Die Kombination von Passage- und Cargoflügen einer Gesell­schaft über einen zentralen Hub hat den großen Vorteil, dass eine Vielzahl an Flügen und somit auch Destinationen am Hub verfügbar sind. Dies ermöglicht dem Carrier ein breiteres Spektrum an Destinationen anbieten zu können, ohne separates Fluggerät dafür einsetzen zu müssen. Man spricht hier vom Multiplikatoreffekt. Der große Nachteil dabei ist der hohe Koordinationsaufwand, denn die vielen Flüge müssen alle am Hub zur etwa selben Zeit eintreffen, damit eine für Luftfracht akzeptable Transport­laufzeit garantiert werden kann. Dies stellt eine große Herausforderung für das Netzmanagement dar, um auch die typischen Probleme eines Hub-and-Spoke-Systems zu vermeiden – die Folgeverspätung und den Transport gegen die Fracht, welche meist eine längere Transportlaufzeit und größere Transportwege verursachen. Transport gegen die Fracht bedeutet, dass die Sendungen im Hub-Verkehr einen Umweg zurücklegen, somit weiter transportiert werden müssen, als im direkten Verkehr zwischen Quelle und Senke. Um Bellyfracht effizient zu nutzen ist ein gemeinsamer Standort des Passage- und des Cargohubs notwendig, da die Umschlagprozesse über zwei verschiedene Flughäfen aus Kosten- und Zeitsicht nicht realisierbar sind.

 

 

Eine weitere Art einen Luftfrachthub zu betreiben, ist die Option seinen eigenen Hub an einem auf Luftfracht spezialisierten Flughafen anzusiedeln. Zwei Beispiele hierfür wären der Flughafen in Brüssel, der einen eigenen Cargobereich (Brucargo) mit speziellen Einrichtungen für die Luftfrachtabwicklung anbiete,t und der Flughafen Leipzig/Halle, der kräftig mit verfügbarer Logistikfläche und 24-Stundenbetrieb wirbt. Der Flughafen Brüssel bietet den Carriern im Frachtbereich Dienste rund um die Frachtabwicklung an. Dazu gehört beispielsweise ein Zollbüro, das rund um die Uhr verfügbar ist, eine moderne IT-Infrastruktur, Lagerplätze, sowie eine direkte Anbindung an das belgische Autobahn- und Schienen­netz. Leipzig/Halle wird derzeit als der aufstrebende Frachtflughafen gehandelt – Leipzig/Halle hat einige Vorteile gegenüber anderen klassischen Hubflughäfen wie Paris, London Heathrow, Brüssel und Frankfurt: Nach dem Ausbau werden in Leipzig zwei Start- und Lande­bahnen verfügbar sein, die unabhängig voneinander im 24-Stundenbetrieb genutzt werden können. In Leipzig gibt es kein Nachtflugverbot, was für Frachtumschläge essentiell ist, da die meisten Flugbewegungen im Frachtbereich in der Nacht stattfinden. Der 24-Stundenbetrieb sowie die verfügbare Logistikfläche unmittelbar am Vorfeld waren die ausschlaggebenden Faktoren für DHL den Europahub von Brüssel nach Leipzig umzuziehen. Auch andere Unternehmen wie der Onlinehändler Amazon und der Automobilhersteller Porsche haben Leipzig als neue Standorte gewählt.

 

 

Als dritte Möglichkeit einen Hub zu etablieren bleibt der so genannte Allianzhub. Im Luftverkehr haben sich speziell im Passagesektor in den letzten Jahren Allianzen wie Staralliance, oneworld und Skyteam gebildet, um mittels Code-Sharing die eigenen Flüge besser auszulasten und über die Nutzung der Partnernetze weitere Destinationen ins eigene Portfolio auf­­nehmen zu können. Beim Code-Sharing werden Flüge der Partnerairline unter eigenen Flugnummern angeboten. Durch den Beitritt eines Carriers zu einer Allianz besteht die Möglichkeit ebenso reine Fracht sowie Bellyfracht in das Allianznetz einzuspeisen. Der große Vorteil hierbei ist, dass durch das größere Netz weitere Flugverbindungen verfügbar werden – meist auch mehrere Verbindungen zur gleichen Destination an einem Tag. Der Nachteil dabei ist jedoch, dass die einzelnen Allianzpartner meist eigene Hubs in ihrem Heimatland betreiben, den so genannten Natural Hub, was wiederum einen höheren Koordinationsaufwand verbunden mit einem weiteren Umschlag der Fracht bedeutet. Der weitere Umschlag ist mit Handlingkosten für das Umladen, den Start- und Landegebühren am zweiten Hub, längerer Transportlaufzeit sowie dem Risiko von Transportschäden des Gutes verbunden. Die führt dazu, dass dieses Hubmodell in der Regel nicht praktiziert wird. Es werden lediglich die Flugverbindungen der Allianzpartner genutzt, um das eigene Angebot an Relationen zu vergrößern.