Wettbewerb der Integratoren

Im engen Sinne ist der Markt für integrierte Systemdienstleister ein enges Oligopol mit den vier Anbietern DHL, TNT, FedEx und UPS. Anders als im nordamerikanischen Raum, wo UPS und Federal Express den Markt für KEP-Dienste dominieren, ist in Europa jedoch die Anzahl der Wettbewerber deutlich höher. Im weiteren Sinne sind es vor allem die nationalen Postdienste, allen voran die französische La Post und die britische Royal Mail, die den Integratoren in Europa Konkurrenz machen. Lange Zeit ging man davon aus, dass der Integratorenmarkt kaum bestreitbar sei, da die Investitionen für den Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes zu hoch seien. Bachmeier (1999, S. 101) bezieht sich auf Berechnungen, die Ende der Achtziger Jahre ergaben, dass alleine nur für die Vereinigten Staaten ein Investitionsvolumen von mindestens 1,5 Milliarden US-Dollar nötig sei, um in den Markt eintreten zu können. Das Investitionsvolumen dürfte aufgrund des enormen Wachstums der Integratoren in den vergangenen 20 Jahren heute noch deutlich höher sein, so dass davon auszugehen ist, das „die vier Integratoren auch in Zukunft den Markt der Schnellen Dienste beherrschen“ (Bachmeier, S. 1999, 101). Es wurde bereits auf das Beispiel von Federal Express hingewiesen, die es nach ihrem Rückzug aus dem Europageschäft kaum geschafft haben, auf diesem Markt später wieder Fuß zu fassen.[1] Allerdings hat sich die Vermutung des unangreifbaren Integratormarktes nicht ganz bestätigen können. So haben gleich zwei Postdienstleister, die Deutsche Post und KPN (Niederlande), den Einstieg in das Segment der Expressdienstleistungen geschafft, indem sie DHL bzw. TNT übernommen haben. Die Deutsche Post hat dabei mittlerweile eine Größe erreicht, mit der sie sogar den beiden Giganten UPS und Federal Express, die vorher unangefochten an der Spitze standen, international ernsthafter Konkurrenz machen kann (Bjelicic, 2001, S. 33). Darüber hinaus sind auf Basis des Straßengüterverkehrs diverse Paket-Express-Dienstleister entstanden, die erfolgreich in den Wettbewerb mit den Integratoren eingetreten sind. 1987 wurde von 25 Speditionen German Parcel, heute Global Logistics Service (GLS),  gegründet, die mit einem Umsatz von 1,5 Mrd. Euro nationale und internationalen Kurier-Paket und Expressversand anbietet. Ähnlich und mit 1,2 Mrd. Umsatz, bietet der Deutsche Paket Versand (DPD, gegründet 1976) KEP-Dienstleistungen in 220 Länder an und kooperiert dabei mit diversen Fluggesellschaften. Dabei erreichen sie in vielen europäischen Staaten durchaus beachtliche Marktanteile von bis zu 11% (Deutschland, Österreich, Schweiz, Mittel und Osteuropa) und konnten mit ihrem standardisierten Paketversand erfolgreich in das Stammgeschäft der Integratoren eindringen (DHL Express, 2006, S. 6). Tatsächlich sind viele dieser Paketdienste unter Kontrolle von nationalen Postgesellschaften. GLS gehört einem Tochterunternehmen der La Poste und DPD einer britischen Postgruppe. Somit lässt sich abschließend konstatieren, dass die großen Integratoren in Europa mittlerweile vor allem mit den großen Postkonzernen in intensivem Wettbewerb stehen, die dazu noch, gespeist durch nationale Briefmonopole, über enorme finanzielle Ressourcen verfügen (Allaz, 2002, S. 86).[2] Gegenwärtig weist der KEP-Markt noch zweistellige Wachstumsraten auf und die Erfahrung zeigt, dass in einem wachsenden Markt für jeden Platz sein kann (Allaz, 2002, S. 85), dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) beginnen die “klassischen“ Integratoren auch in das Segment der nicht standardisierten Luftfracht einzudringen, was uns zum nächsten Punkt bringt.

 


[1]           Allerdings versucht Federal Express in Europa auch eher im interkontinentalen Frachtverkehr Marktanteile zu erringen (DHL, 2006, S. 7).

[2]           In Deutschland läuft das Monopol Ende 2007 aus, im Rest der EU könnte ab 2009 das Briefmonopol fallen. Dagegen wehren sich allerdings vor allem Frankreich und Italien.