Integratoren

Ihren größten Wandel hat die Luftfrachtbranche zweifelsohne durch den Eintritt der Integratoren Anfang der Siebziger Jahre erfahren. Getragen vom rasanten Wachstum des Kurier-, Express- und Paketsegmentes (KEP) sind die Integratoren zur größten Herausforderung traditioneller Transportanbieter geworden (Schwarz, 2004, S. 20). Lange Zeit von den etablierten Luftfrachtanbietern ignoriert, sind mit Federal Express, UPS, DHL und TNT vier global player entstanden, wobei Federal Express und UPS in den letzten Jahren auch zu den beiden größten Luftfrachtcarriern aufgestiegen sind (s. Tabelle 3). Auch wenn das Hauptgeschäft der nordamerikanische Kontinent ist, haben sich ausgenommen von Federal Express alle Integratoren auch im europäischen Luftfrachtmarkt etablieren können. In der folgenden Tabelle wurden die Kurzprofile der “Big Four“ zusammengestellt.

Tabelle 4: Unternehmenskennzahlen der Integratoren 2006

 

FedEx

UPS

DHL (Express)

TNT

Gegründet/in Europa etabliert

1971/1984

1907/1976

1969

1946/1969

Sitz Europa

Brüssel

Brüssel

Brüssel

Hoofddorp/NL

Hub Europa

Paris CGG

Köln/Bonn

Leipzig/Halle, Köln/Bonn

Liege Airport

Umsatz USD (Gesamtkonzern)

32,294  Mrd.

47,5 Mrd.

 22.685 Mrd. (13.337 in Europa)[1]

13,277 Mrd.

Mitarbeiter weltweit/davon in Europa

140.000

427700/32.000

124.280

127.000

Sendungsvolumen weltweit (Stückzahl)

1.200 Mio.

3.900 Mio.

1.500 Mio.

177 Mio.

Flugzeuge (gesamt)

672

647 (325 gechartert)

420

44 (TNT Airways davon 15 geleast, 2 gechartert)

Bodenfahrzeuge/ davon in Europa

44.000

94.542/7000

72.000

 19.000

Quelle: Unternehmensangaben

 

Allaz (2002, S. 56) unterteilt die Integratoren noch in zwei Untergruppen. Während Federal Express und UPS unabhängig sind und den US-Markt dominieren, sind DHL und TNT hundertprozentige Töchter der Deutschen Post bzw. der Niederländischen Post und auf dem europäischen Markt sehr stark.  Die angegebenen Umsatzzahlen mögen ein wenig irritieren – gegenüber den amerikanischen Integratoren wirken die europäischen Wettbewerber eher klein – bezieht man das Konzernergebnis der Muttergesellschaft von DHL mit ins Kalkül so ergibt sich jedoch ein ganz anderes Bild: Mit einem Konzernumsatz von 60,545[2] Milliarden Euro bzw. rund 80 Mrd.[3] US-Dollar, ist die Deutsche Post World Net ein Gigant in der Branche und das mit Abstand größte Logistikunternehmen der Welt. Für das Jahr 2006 liegen von DHL Express Daten zu den Marktanteilen der Integratoren im europäischen KEP-Markt vor. Die Anteile in den Kreisdiagrammen repräsentieren zwar nicht direkt den Luftfrachtwettbewerb untereinander, geben aber dennoch einen ausreichenden Eindruck über die gegenwärtigen Kräfteverhältnisse in Europa.

Der europäische Markt wird demnach mit 40% Marktanteil von DHL, TNT und UPS dominiert. Daneben spielen dank starker Heimatmärkte auch noch die britischen und  französischen Postgesellschaften eine Rolle. Im Gegensatz zu seinem amerikanischen Rivalen konnte Federal Express nie richtig im europäischen Binnenmarkt Fuß fassen. Hohe finanzielle Belastungen und harter Wettbewerb zwangen den Integrator zwischen 1992 und 1996 seine innereuropäischen Zustellungen vollständig einzustellen und seine Marktanteile in der Folge vor allem an TNT abzugeben (Bachmeier, 1999, S. 83 und S. 100). Aufgrund der starken Positionierung der Konkurrenten ist es Federal Express bisher nicht gelungen, in diesem Segment entscheidende Marktanteile zurück zu gewinnen. Die Probleme von Federal Express auf dem europäischen Markt sind ein Indiz für hohe Markteintrittsbarrieren in dieser Branche. Nach der Deregulierung der europäischen Transportmärkte scheinen vor allem strukturelle Markteintrittsbarrieren vorzuliegen. Dieser Vermutung wird sich der folgende Abschnitt widmen.

 


[1]           Umrechnungskurs Euro zu US-Dollar: 1€ = 1,3198 (Schlusskurs 31.12.2006) (Onvista, Charthistorie)

[2]           Konzernabschluss Deutsche Post Worldnet AG vom 31.12.2006.

[3]           Umrechnungskurs Euro zu US-Dollar: 1€ = 1,3198 (Schlusskurs 31.12.2006) (Onvista, Charthistorie)