Intermodaler Wettbewerb

Das Flugzeug als Transportmittel steht im stetigen Wettbewerb zu anderen Verkehrsträgern. Im interkontinentalen Güterverkehr steht das Flugzeug derzeit nur mit dem Seeschiff, im kontinentalen und nationalen Güterverkehr mit der Eisenbahn und vor allem dem Lastkraftwagen im Wettbewerb.[1] Bedingt durch sein Verkehrsleistungsprofil konkurriert das Flugzeug nur um Stück- und Spezialgüter. Stückgüter sind vor allem industrielle Fertigwaren, Gebrauchsgüter und Textilien. Spezialgüter umfassen Fracht die gesonderte Transportlösungen erfordert. Hierzu gehören beispielsweise hochwertige Gebrauchs- und Industrieerzeugnisse, lebende Tiere, verderbliche und zeitkritische Güter (Schneider, 1993, S. 42). Hieraus lassen sich für den Luftfrachtverkehr vier Wettbewerbsfelder bestimmen, die in Abbildung 18 zusammengefasst sind:

 

Abbildung 19: Wettbewerbsfelder des Luftfrachtverkehrs mit anderen   Verkehrsträgern

Hohe Wettbewerbs-Intensität zum Straßengüter-verkehr Überlegene Wettbewerbs-Position des Luftverkehrs Unterlegene Wettbewerbs-Position des Luftverkehrs Hohe Wettbewerbs-Intensität zum Seeverkehr Mit Entfernung zunehmende relative Leistungsfähigkeit des Luftverkehrs Mit der Spezialisier-ung der Güter und dem Güterwert zunehmende relative Leistungs-Fähigkeit des Flugzeuges Kontinental/ National Interkontinental Spezialgüter und hochwertige Stückgüter Stückgüter ohne besondere Transport- Anforderungen

Quelle: Schneider (1993, S. 43), leicht modifizierte Darstellung

 

Die Wettbewerbsintensität innerhalb dieser Segmente wird vom relativen Preis-Leistungsverhältnis der einzelnen Verkehrsträger bestimmt. Flugzeuge sind im Allgemeinen der leistungsfähigste, bei Betrachtung der direkten Transportkosten aber auch teuerste Verkehrsträger. Mit Spezialisierung und zunehmendem Güterwert der Fracht sowie steigender Transportentfernung nimmt die relative Leistungsfähigkeit des Luftfrachtverkehrs jedoch zu (Schneider, 1993, S. 42, Blattmann, 1977, S. 120 ff.). Mit genügend großen Entfernungen kommrn die überlegenen Leistungsmerkmale des Flugzeuges wie Transportschnelligkeit, Transportsicherheit und Transporthäufigkeit  zum tragen, wodurch sich Kosten durch Kapitalbindung, Verpackung und Versicherung reduzieren lassen (Pfohl, 2004, S. 171 f.). Zeitvorteile, schonende Transportbehandlung und Zuverlässigkeit machen den Lufttransport somit vor allem für Express- und zeitkritische Sendungen, Wertgegenstände, Produkte mit kurzen Lebenszyklen und lebende Tiere zumindest auf langen Transportstrecken zum bevorzugten Verkehrsträger. Im kontinentalen und nationalen Transport einfacher Stückgüter besitzt der Lkw aufgrund seiner geringen Betriebskosten und seiner hohen Anpassungsfähigkeit an individuelle Transportbedürfnisse eine überlegene Wettbewerbsposition, da zum einen der Zeitvorteil des Lufttransportes durch den Vor- und Nachlauf auf kurzen Strecken verloren geht und zum anderen der Lkw eine deutlich höhere Flexibilität und Netzdichte bietet (vgl. Pfohl, 2004, S. 169). In den folgenden Abschnitten wollen wir uns auf die Substitutionsbeziehung des Luftfrachtverkehrs mit dem Straßengüter- und dem Seeverkehr konzentrieren. Die Eisenbahn spielt im Luftfrachtersatzverkehr trotz nennenswerter Bemühungen eine untergeordnete Rolle. Der Vollständigkeit halber soll sie aber kurz berücksichtigt werden.

 


[1]           Mitte der Neunziger Jahre entstand unter dem Projekt Cargolifter ein ambitionierter Plan Fracht per Luftschiff auch interkontinental zu transportierten. Die Cargolifter AG musste aufgrund technischer Schwierigkeiten und mangelnder finanzieller Unterstützung den Betrieb jedoch einstellen ohne das Projekt zu realisieren (Jänsch und Mordi, 2005, S. 15 ff.).