Das Mautsystem in Deutschland

 

Die geographische Lage Deutschlands im Herzen Europas führte in den vergangenen Jahren zu einem ständig wachsenden Güter­transportaufkommen. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung beschlossen, die Lkw-Maut einzuführen und dafür eigens ein modernes System errichten zu lassen, welches ein festgelegtes mautpflichtiges Streckennetz (Autobahnen) erkennt und nur dort die Maut berechnet ohne unnötige Stopps und Staus vor Zahlstellen, so dass der Verkehrsfluss dort nicht behindert wird. Ebenfalls sollte es ein duales System sein, das mit einer automatischen und einer manuellen Buchungsvariante sicherstellt, dass alle Lkw-Fahrer aus dem In- und Ausland diskriminierungsfrei das mautpflichtige Straßennetz nutzen können. Außerdem sollte das System die technischen Voraussetzungen aufweisen, um zukünftig auch andere Systeme in Europa zu unterstützen oder zu ergänzen. Der Betreiber Toll Collect hat als Dienstleister im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland ein Mautsystem entwickelt, das all diese Voraussetzungen beinhaltet und erstmals die Technik der Satellitenortung mir moderner Mobilfunktechnologie verbindet. Ein großer Vorteil dieses Systems ist, dass weder Geschwindigkeitsreduzierungen, noch ein Anhalten der Fahrzeuge oder eine Bindung an vorgeschriebene Fahrstreifen notwendig sind.

 

Auf bundesdeutschen Autobahnen wird nach anfänglichen massiven Startproblemen seit dem 1. Januar 2005 eine streckenbezogene Maut erhoben. Mautpflichtig sind alle schweren Nutzfahrzeuge oder Fahrzeugkombinationen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mindestens zwölf Tonnen, die ausschließlich für den Güterkraftverkehr bestimmt sind. Alle Nutzer der deutschen Autobahnen müssen für die zurückgelegte Strecke zahlen, unabhängig von ihrem Herkunftsland. Die Mautpflicht gilt grundsätzlich auf allen Bundesautobahnen einschließlich der Tank- und Rastanlagen und beginnt mit der Auffahrt auf die Bundesautobahn. Die Mauthöhe richtet sich nach der Schadstoffklasse, der Achszahl des Lkw und der Länge der mautpflichtigen Strecke. Durch die Gebührenordnung nach Schad­stoffklassen werden Anreize für die Fahrzeughalter geschaffen, sich um eine Umstellung ihrer Fahrzeuge auf eine schadstoffärmere Klasse zu bemühen, um dadurch Kosten zu sparen.  

 

Kategorie A

Kategorie B

Kategorie C

Bis 30. Sept. 2006

S4, S 5 und EEV Klasse 1

S 3 und S 2

S1 und Fahrzeuge, die keiner Schadstoffklasse angehören

1. Okt. 2006 bis 30. Sept. 2009

S 5 und EEV Klasse 1

S 4 und S 3

S 2, S 1 und Fahrzeuge, die keiner Schadstoffklasse angehören

Ab 1. Okt. 2009

EEV Klasse 1

S 5 und S 4

S3, S2, S1 und Fahrzeuge, die keiner Schadstoffklasse angehören

Die Maut pro Kilometer beträgt danach für Fahrzeuge oder Fahrzeug­kombinationen mit bis zu drei Achsen:

0,09 Euro in der Kategorie A

0,11 Euro in der Kategorie B

0,13 Euro in der Kategorie C

 

Für Fahrzeuge oder Fahrzeugkombinationen mit vier oder mehr Achsen:

0,10 Euro in der Kategorie A

0,12 Euro in der Kategorie B

0,14 Euro in der Kategorie C

 

Vor der Einführung der streckenbezogenen Maut in Deutschland finanzierte die Allgemeinheit den Bau und Unterhalt des Autobahnnetzes durch Steuern. Mit der entfernungsabhängigen Mauterfassung ist der Einstieg in die Nutzerfinanzierung gelungen. Nun zahlt jeder nur für den Streckenabschnitt auf dem deutschen Autobahnnetz, den er auch selbst genutzt hat.

 

Das Deutsche Mautsystem bietet dem Benutzer zwei Wege zur Einbuchung:

1. Automatische Einbuchung:

Um die Automatische Einbuchung nutzen zu können, muss im Lkw eine sogenannte On-Board Unit (OBU) eingebaut sein. Die OBU erkennt anhand von Satellitensignale (Global Positioning System, GPS) und zusätzlich unterstützenden Ortungssensoren, über welche mautpflichtigen Streckenabschnitte ein Lkw fährt. Die OBU ortet die Position des Lkws und kann sie einem der ca. 5200 Streckenabschnitte auf rund 24000 Kilometer Autobahnnetz (beide Fahrtrichtungen) zuordnen. Die OBU berechnet dann anhand der vom Nutzer eingegebenen Angaben über Schadstoffklasse und Anzahl der Achsen die zu zahlende Gebühr, sendet die Daten per Mobilfunk an das Toll Collect-Rechenzentrum weiter. Diese Gebühr wird dann von dem Benutzerkonto des Fahrzeugshalters eingezogen.

 

2.Manuelle Einbuchung:

Die Alternative zum automatischen System ist die manuelle Einbuchung. Diese bietet sich vor allem für Lkw-Fahrer und Transportunternehmen an, die nur selten auf deutschen Autobahnen unterwegs sind. Die geplante Fahrtroute bucht der Nutzer an einem von rund 3500 Mautstellen-Terminals, die sich in der Nähe aller Autobahnauffahrten – meist in Tank- und Rastanlagen - befinden oder über das Internet. Der Buchungsvorgang am Terminal ähnelt dem Kauf einer Fahrkarte. Der Fahrer gibt alle relevanten Fahrzeugdaten, seinen Starttermin sowie Start- und Zielort ein. Das Mautstellen-Terminal errechnet dann die kürzeste Strecke innerhalb des mautpflichtigen Straßennetzes. Der Benutzer kann die berechnete Route akzeptieren oder durch eine manuelle Eingabe  eine alternative Streckenführung auswählen. Der Benutzer bestätigt anschließend die Route, wählt das gewünschte Zahlungsmittel (Kreditkarte, EC-Karte oder Bargeld) aus, und erhält nach Zahlung einen gültigen Einbuchungsbeleg.