Problemstellung und Abgrenzung

Ziel dieser Arbeit ist es eine möglichst aktuelle und an verkehrswissenschaftlichen Aspekten orientierte Darstellung der Wettbewerbsituation im europäischen Luftfrachtverkehr zu geben. Anlass hierzu ist die relativ dünne Literaturbasis, die von Seiten der volkswirtschaftlichen Wissenschaft hierzu geliefert wird. Abhandlungen diesbezüglich geben in der Regel nur einen Überblick über den weltweiten Luftfrachtmarkt ohne direkten Bezug auf die europäische Verhältnisse zu nehmen und sind vielfach nur Unterkapitel von Forschungsfragen betriebswirtschaftlicher Logistik.

 

Es wäre allerdings falsch, bei einer fokussierten Betrachtung des europäischen Luftfrachtmarktes den Rest der Welt vollständig aus den Augen zu verlieren. Aufgrund der „geborenen Internationalität“ (Ihde, 1991, S. 82)  des Verkehrsträgers Flugzeug, ist in der Luftfracht kaum ein europäischer Anbieter nur auf seinen Heimatmarkt fokussiert. Ebenso sind mit den Integratoren gebietsfremde Anbieter auf dem alten Kontinent aktiv. Betrachtet man die Wettbewerbsituation all dieser Anbieter, so kommt man um eine Einbeziehung fremder Märkte nicht umhin, da diese den europäischen Markt indirekt mit beeinflussen. Zum Beispiel wäre UPS möglicherweise nicht erfolgreich in den europäischen Markt gestartet, hätte es nicht die bedeutende finanzielle Rückendeckung aus dem profitablen nordamerikanischen Heimatgeschäft gegeben. Ein weiterer Grund für die Ausfertigung dieser Arbeit ist dem Umstand zu verdanken, dass die bereits existierenden Darstellungen des Luftfrachtmarktes überwiegend länger zurückliegen. Die aufgestellten Prognosen sind zwar überwiegend qualitativ bestehen geblieben, basieren aber auf veraltetem Datenmaterial. Zwar werden regelmäßig Branchenberichte von Interessen-Gemeinschaften und Consultinggesellschaften  veröffentlicht, diese sind im Allgemeinen aber nicht frei zugänglich. In dieser Arbeit wird mit dem verfügbaren Datenmaterial ein Abbild der gegenwärtigen Marktverhältnisse dargestellt. Dabei wird wie bereits erwähnt, dort wo es nötig erscheint, der Kontext zum globalen Luftfrachtverkehr nicht aufgegeben werden, da sich hieraus Rückschlüsse auf den weltweiten Stellenwert und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Luftfrachtanbieter ableiten lassen.

 

Für die zugrunde liegende Problemstellung wird überwiegend auf Porters Analyserahmen zur Untersuchung von Branchen und Konkurrenten zurückgegriffen. Das Konzept der Gegenüberstellung der einzelnen für die Wettbewerbsintensität relevanten Kräfte lässt sich auf jede beliebige Branche und auf jedes Land oder Region anwenden (Porter, 2004, S. 4f). In der Literatur hat sich diese Vorgehensweise für vergleichbare Untersuchungsgegenstände vielfach bewährt und erscheint daher auch für das Ziel dieser Arbeit als zweckmäßig.

 

Die Arbeit wird sich indes nicht explizit mit weitergehenden Fragen zu Lösung der Wettbewerbsnachteile, also der Suche und Beurteilung adäquater Geschäftsfeldstrategien auseinandersetzen. Solche Aspekte werden eher am Rande berührt und sind den Ausführungen weiterführender Arbeiten überlassen.