Hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Güterverkehrs

Innerhalb der Europäischen Union spielt wie in anderen hoch industrialisierten Volkswirtschaften auch der Verkehrssektor eine bedeutende Rolle: Die Verkehrswirtschaft trägt mit 7% zur Bruttowertschöpfung der EU bei, 7% der Arbeitsplätze der EU entfallen auf den Verkehrssektor (Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 2005). Zwischen wirtschaftlicher Tätigkeit im weitesten Sinne und Verkehrsaufkommen besteht ein enger Zusammenhang. Ohne Güterverkehr wäre Arbeitsteilung und eine Trennung von Produktion und Konsum nicht möglich (Weisskopf, 1984, S. 56). Die Nachfrage nach Transportleistungen hängt dabei stark von Umfang und Veränderung wirtschaftlicher Aktivitäten und des Konsums ab. Zahlreiche empirische Studien haben belegt, dass in wachsenden Volkswirtschaften auch der Transportbedarf zunimmt (Ruijgrok, 2001, S. 31 f., vgl. auch Opgenhoff, S. 28f.).

 

Die Bedeutung des Luftfrachtmarktes hingegen scheint bei reiner Betrachtung der beförderten Tonnen im Modal Split kaum eine Rolle zu spielen.[1] Allerdings werden dabei nur die direkten Effekte des Luftverkehrs erfasst, da die von der Güterbeförderung ausgelösten Wirkungen (z.B. Einsparung der Opportunitätskosten bei Produktionsstillstand durch schnelle Ersatzteillieferung) praktisch nicht quantifizierbar sind (Pompl, 2002, S. 49 f.). Trotz der hohen Wachstumsraten wird die zunehmend substantielle Relevanz des Luftfrachtmarktes gemeinhin unterschätzt. Zwar erfolgen zusammengenommen nur 2% der weltweiten Tonnage als Luftfracht, bezogen auf den Warenwert dieser Güter macht das Aufkommen nach einer OECD-Studie dagegen über ein Drittel des gesamten Güterwertes aus (Frye, 2004, C3-45). Kaluza, Winkler und Rogl (2006, S.1) nehmen 1% für die bewegte Tonnage und 30% Warenwert an.  Steiger (2005, S. 2) und Vahrenkamp (2005, S. 280) gehen sogar von 1% und 40% aus.

 

Die Entwicklung von Luftfracht und Bruttosozialprodukt sind stark korreliert (vgl. Kasarda, 2005, S. 459), so das Beder (2002, S. 463 ff.) sogar von einem “symbiotischen Verhältnis“ zwischen Luftverkehr und Volkswirtschaft spricht. Die internationale Luftfracht folgt den Tendenzen im Welthandel dabei sehr volatil (vgl. Abbildung 6) (Vahrenkamp, 2005, S. 279 f.). Laut Boeing (2006b, S. 14) wuchs die Luftfracht dabei mit einem Faktor von 2,3 gegenüber dem Weltbruttosozialprodukt (GDP) überproportional rasch (vgl. hierzu auch Zhang, 2002, 277).

 


[1]           Bei den gängigen Darstellungen findet der Luftfrachtverkehr keine Berücksichtigung, da sein Anteil unter 0,1% liegt (vgl. hierzu Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, 2006, Europäische Kommission, 2006, S. 34 oder auch Aberle, 2003, S. 37 f.). Auf eine eigene Darstellung wird daher verzichtet.